24. Welches Menschenbild hat der Bürgerstaat? - Teil I

Tagesgedanke: Jeder kann etwas, und die Meisten mehr als man glaubt, oft etwas Besonderes. Jeder wird gebraucht. Zum Nachdenken über Tags: Viele wissen es schon, zu wenige richten sich danach: Es sind die X- und die Y-Theorie nach Douglas McGregor. Zwei grundverschiedene Einstellungen zum Menschen und zur Menschenführung stehen sich gegenüber. Die Vertreter der X-Theorie sehen die Menschen so:

1. Der Durchschnittsmensch hat eine angeborene Abneigung gegen Arbeit und meidet sie, wo er kann. 2. Die meisten Menschen müssen gezwungen, kontrolliert, dirigiert und mit Strafe bedroht werden, um ihren Beitrag zur Arbeit und zur Erreichung organisatorischer Ziele zu leisten. 3. Der Durchschnittsmensch versucht Verantwortung zu meiden, hat relativ wenig Ehrgeiz und sehnt sich vor allem nach Sicherheit.

Anders sehen die Vertreter der Y-Theorie ihre Mitmenschen:

1. Der Durchschnittsmensch hat keine angeborene Abneigung gegen Arbeit. Sie ist bei guter Führung eine Quelle der Zufriedenheit. 2. Der Mensch übt Selbststeuerung und Selbstkontrolle beim Erstreben von Zielen, die er erreichen will. 3. Der Durchschnittsmensch lernt unter günstigen Bedingungen nicht nur Verantwortung zu akzeptieren, sondern sucht sie. 4. Die Fähigkeit, bei der Arbeit und organisatorischen Problemen Lösungen zu entwickeln, ist in der Bevölkerung weit verbreitet. 5. Unter den heutigen Bedingungen werden die intellektuellen Fähigkeiten des Durchschnittsmenschen nur teilweise genutzt.

Zur Vertiefung: Unsere Politik und Bürokratie, die Großkonzerne und viele Unternehmen halten die Arbeitnehmer und Durchschnittsbürger eher für X-Typen. Überhaupt ist nicht oft eine gute Führungskultur zu beobachten. „Ein Führer kann seine Mitarbeiter auf mancherlei Art lähmen und entmutigen:

- Indem er sich zu Unrecht beständig in ihren Aufgabenkreis einmischt. - Indem er Dinge, die sie zu entscheiden haben, selbst entscheidet. - Indem er ihnen jedes selbständige Handeln verbietet. - Indem er all ihre Vorschläge belächelt oder dumm schilt. - Indem er sie für seine Fehler büßen läßt. - Indem er sie fallen läßt, wenn sie in Erfüllung eines seiner Aufträge kritisiert oder angegriffen werden.“  [Pater Anton Loetscher, Der Jugendführer, Luzern 1953, S. 58; Schweizer Büchlein für katholische Gruppenführer]

Leider ist zu beobachten, dass sehr viele Politiker bis in die Kommunen genauso führen. Sie zeigen dadurch ihr Menschenbild, ihren charakterlosen Kampf um die Macht und ihre Unfähigkeit. Kommenden Dienstag: Welches Menschenbild hat der Bürgerstaat? Teil II.

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